Jahns Werke waren Weltbestseller
Die von Jahn herausgegebenen Anthologien, allen voran die Gedichtsammlung Der Schwarze Orpheus, und seine eigenen Monographien – insbesondere Muntu. Umrisse der neoafrikanischen Kultur – wurden in viele Sprachen übersetzt und waren Weltbestseller. Zum ersten Mal wurde moderne Dichtung aus Afrika und der afrikanischen Diaspora einer breiteren deutschen Leserschaft zugänglich gemacht, „in einem Land, in dem man nach zwölf Jahren Hitler-Propaganda die kulturellen Errungenschaften nicht-weißer Völker ignoriert“, wie es Jahn in einem Brief an den afrokaribisch-französischen Schriftsteller und Politiker Aimé Césaire schrieb. Zu seinem Lebenswerk wurde Jahn durch einen Vortrag inspiriert, den der spätere senegalesische Präsident Léopold Sédar Senghor in Frankfurt hielt. Jahn hörte auf der Veranstaltung erstmalig auf Französisch verfasste Werke von Dichtern wie Aimé Césaire, Léon Damas, Birago Diop und Paul Niger. Er war begeistert und widmete sich seither der Sammlung von Literatur der Négritude und anderer afrikanischer Literaturen in europäischen Sprachen.
Césaire, Damas und Senghor waren die Begründer und Hauptvertreter der Négritude, die eine kulturelle wie politische Bewegung gegen das kolonisierte Denken war. Césaire erklärte den Begriff in einem von Jahn aufgezeichneten Interview 1967 folgendermaßen:
„…Negritude ist in erster Linie das Gefühl, dass es etwas Gemeinsames für alle Schwarzen gibt, die über die ganze Welt verstreut sind. Ein Gefühl der Solidarität zwischen Schwarzen in Afrika, Schwarzen in Westindien, Schwarzen in Brasilien und Schwarzen Amerikanern. Das Gefühl, dass wir alle eine Heimat, ein gemeinsames Erbe haben, und es ist der Wille, insbesondere das gesamte afrikanische Kulturerbe anzunehmen und es zu modernisieren und zu bereichern.“
Es waren Césaire, Senghor, Damas und andere Schwarze Intellektuelle, die den „Ersten internationalen Kongress der Schwarzen Schriftsteller und Künstler in Paris 1956“ initiierten, der letztlich von Alioune Diop, dem Gründer des bis heute wichtigen Diaspora-Verlags, organisiert wurde. Der Kongress war ein Fanal der Selbstermächtigung der afrikanischen Völker. Es wurde über die Négritude und den kulturellen und politischen Beitrag Afrikas und der afrikanischen Diaspora diskutiert. Die Teilnehmenden beriefen sich auf die Französische Revolution und forderten die gleichen Rechte, wie sie die Kolonialherren hatten. Bislang unveröffentlichte Tonband-Aufnahmen einzelner Teilnehmer des Kongresses wie Franz Fanon, Jacques Rabémananjara oder Richard Wright werden in der Ausstellung im Stadtschloss zu hören sein.