Wie verändern sich Ökosysteme bei steigenden Temperaturen? Wo liegen potenzielle Überschwemmungsgebiete im Raum Berlin-Brandenburg? Und wie müssen Städte und Gemeinden mit ihrem (Ab-)Wasser haushalten, um Mensch und Umwelt in Zukunft zu schützen? Diese und viele weitere Fragen stellen sich Forschende der Einstein Research Unit Climate and Water under Change (CliWaC). Um regionale Veränderungen im Raum Berlin-Brandenburg rund um das Thema Wasser zu untersuchen, bitten sie Besucher:innen im Humboldt Labor um Mithilfe.

© Einstein Research Unit „Climate and Water under Change“ (CliWaC) / Grafik: Julia Neller / Foto: Julia Neller
Stadt, Land, im Wandel
Ein neue Forschungsstation in der Ausstellung Nach der Natur ermöglicht Besucher:innen, ihre eigenen Beobachtungen zu wasserbezogenen Risiken des Klimawandels in der Region Berlin-Brandenburg mit der Forschungsgruppe CLIWAC zu teilen. Das Kürzel steht für „Climate and Water under Change“ (Klima und Wasser im Wandel). Dahinter verbirgt sich eine Gruppe von 52 Wissenschaftler:innen aus unterschiedlichen Fächern der Berliner Universitäten und anderer Forschungsinstitutionen. Der Zusammenschluss aus Sozial- und Naturwissenschaften ermöglicht eine interdisziplinäre Perspektive auf das Forschungsthema Wasser.
Doch der Gruppe geht es nicht nur darum, unterschiedliche Fachperspektiven zu verbinden, wie die Sozial- und Kulturanthropologin Desirée Hetzel erläutert: „In CliWaC wollen wir Fachexpert:innen und Alltagsexpert:innen zusammenbringen, um gemeinsam über den Umgang mit Wasser nachzudenken.“ Hier kommen die Ausstellungsbesucher:innen ins Spiel. Denn, so Hetzel, „Menschen vor Ort sind oft diejenigen, die auf unmittelbare Beobachtungen und Erfahrungen zurückgreifen können. Zudem müssen Maßnahmen in einen gesellschaftlichen Diskurs und Praktiken eingebunden werden.“
Aktuell untersuchen die Wissenschaftler:innen von CliWaC drei Fallstudien. Orientiert an den Kategorien „Stadt, Land, Fluss“ sind dies: Starkregen im städtischen Gebiet von Berlin, das System aus Groß Gienicker See und Sacrower See im ländlichen Brandenburg sowie die Spree samt ihrem Einzugsgebiet.
Die farbigen Zettel an der Forschungsstation im Humboldt-Labor basieren auf diesen Fallstudien und sind darüber hinaus von dem deutschen Spiel „Stadt, Land, Fluss“ inspiriert. Auf den Zetteln können die Besucherinnen und Besucher wasserbezogene Probleme, die sie an einem bestimmten Ort in Berlin oder Brandenburg beobachtet haben, notieren und Vorschläge für die weitere Forschung machen. Die Zettel können dann aufgerollt und an die entsprechende Stelle in der Karte geklebt werden. Auf diese Weise entsteht nach und nach ein immer umfangreicheres Bild der Probleme und Daten. Hunderte von Vorschlägen wurden bereits gesammelt und an die CliWaC-Wissenschaftler geschickt.
„In der Wissenschaft geht es nicht mehr nur darum, die eigene Forschung bekannt zu machen“, erklärt CliWaC-Sprecher Jörg Niewöhner den Zweck der Forschungsstation in der Ausstellung. Vielmehr zielt das Projekt darauf ab, Forschung zu einem öffentlichen Anliegen zu machen. „Das heißt, wir wollen wissen, wie die Menschen über Wasser, über Nachhaltigkeit und über die Zukunft ihrer Region denken“, erklärt Niewöhner. „Diese Ideen und Vorstellungen müssen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammengebracht werden, um gemeinsam als Gesellschaft machbare und gerechte Wege in die Zukunft zu gestalten.“ Die Station leistet dazu einen kleinen, aber wichtigen Beitrag.