Das Humboldt Forum wird am 11. Juni in Bewegung versetzt. Der vierte und letzte Teil des Projekts Moving the Forum präsentiert sich unter dem Titel Interacting an verschiedenen Orten im Innen- und Außenraum der Kulturinstitution. Auch das Humboldt Labor wird in diesem Zusammenhang zur Tanzfläche: Mit der Performance Decolonisation and memory of living masks des Choreografen Ahmed Soura.
Barock anmutende Töne am Ort des historischen Stadtschlosses: Was wie der Auftakt für eine königliche Soirée klingen mag, hat tatsächlich einen ganz anderen Grund. Gemischt mit modernen Klängen werden historische Fragmente als Begleitmusik ertönen, wenn „The Dreamers“, eine Gruppe von Jugendlichen aus Spandau, eine kritisch angelegte Choreografie des Tänzers und Künstlers Ahmed Soura aufführt. Getanzt wird dabei nicht auf leichten Füßen, sondern buchstäblich auf dem Boden der Ausstellung. Teils robbend und kriechend bewegen sich die Tänzer*innen bei einer Probe durch den Raum, der selbst ebenfalls in Bewegung versetzt wird. Statt von Leichtigkeit ist die Choreografie von Emotionen getragen – ganz so, wie die musikalische Untermalung, für die sich Soura entschieden hat. Dass die vom Musiker und Komponisten Johannes Lauer eigens für die Performance komponierte Musik auch barocke Versatzstücke aufweist, stellt für Soura, der in Burkina Faso geboren wurde, dabei ein wichtiges Detail dar: „Dieser Palast hier wurde zu eben jener Zeit gebaut, als Barockmusik ein Ausdruck für Kultiviertheit war – während anderswo der rohe Kolonialismus tobte.“
Im Zentrum von Souras Performance steht das Motiv der Maske. Ganz bewusst hat er sich hierfür entschieden, als er sich mit dem Thema des Kolonialismus und der Dekolonisierung auseinandersetzte, das den zentralen Fokus seiner Performance bildet. Überraschenderweise bezieht er sich dabei aber nicht auf die musealen Objekte allein, die derzeit – wie etwa die Benin-Bronzen – im Zentrum reger Restitutionsdebatten stehen. Vielmehr, so wendet er ein, sind wir alle „lebende Masken“ – Masken, die sich, vor allem in einem Zeitalter der Globalisierung und Migration, durch die Welt bewegen und dabei unsere Haltungen und Vorprägungen mitnehmen. Zugleich verweist er auf die Fähigkeit von Menschen, sich zu öffnen, zu verändern und anzupassen. „Zu dekolonisieren“, so fasst er zusammen, „bedeutet zu verstehen, dass wir selbst Masken sind.“