Interdisziplinäre Denkweise bei der Forschung
Dazu gehört auch der Cluster SCIOI – SCIENCE OF INTELLIGENCE, ein gemeinsamer Exzellencluster der Technischen Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin. Rund 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Berlin und Potsdam sind seit Januar 2019 beteiligt – darunter Experten und Expertinnen aus der Robotik, der Biologie, den Neurowissenschaften, der Psychologie, der Philosophie und den Erziehungswissenschaften. Ziel ist, in dem interdisziplinären Team das komplexe Phänomen „Intelligenz“ zu erforschen. „Das interdisziplinäre Arbeiten müssen wir erst einmal üben, weil wir zum Teil ganz andere Fachsprachen sprechen“, erzählt Prof. Dr. Christa Thöne-Reineke vom SCIoI. Sie leitet das Institut für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde an der Freien Universität Berlin (FU) und forscht zum Verhalten von Mäusen. Das Zusammentreffen unterschiedlicher Denkansätze führt zu lebhaften Diskussionen. Doch Kontroversen sind Teil des Konzepts. „Wir wollen eine neue Generation von Wissenschaftlern ausbilden, die von vornherein viel interdisziplinärer denken“, betont Christa Thöne-Reineke.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen natürliche Intelligenz von Tieren verstehen und ihre Erkenntnisse praktisch anwenden. Die Mechanismen, nach denen Tiere kollektive Entscheidungen treffen, habe sich über einen langen Zeitraum entwickelt, erklärt Dr. Pawel Romanczuk vom Institut für Biologie an der HU. Er arbeitet innerhalb des Clusters Science of Intelligence an der Verbindung zwischen Verhaltensbiologie und synthetischen Wissenschaften – wie der Robotik. „Aus dem Verhalten von Tieren kann man Algorithmen für kollektive Entscheidungsprozesse entwickeln“, sagt er. Die Erkenntnisse ließen sich zum Beispiel anwenden, um medizinische Diagnosen zu verbessern.
Ethische Fragen, die sich etwa bei Anwendungen im medizinischen Bereich stellen, werden bei der Arbeit des Clusters von Anfang an mitgedacht, betont Christa Thöne-Reineke. Dadurch, dass auch Expertinnen und Experten aus der Ethik oder den Erziehungswissenschaften beteiligt sind, würden mögliche Auswirkungen auf die Gesellschaft permanent diskutiert.