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© Humboldt-Universität zu Berlin / Grafik, Foto: Julia Neller

Eine Frage der Perspektive

Seit ihrer Eröffnung im Juli 2021 hat sich die Ausstellung Nach der Natur im Humboldt Labor verändert und weiterentwickelt. Neben neuen Forschungsstationen und Objekten wurden auch neue Texte von Jugendlichen, Studierenden und Promovierenden verfasst. Mithilfe verschiedenfarbiger Faltpläne können Besucher:innen diese Textperspektiven entdecken. Jede Farbe steht für ein eigenes Thema, das sich wie ein blauer, grüner, pinker oder orangener Faden durch den Raum zieht.

Die Forschungsobjekte im Zentrum der Ausstellung Nach der Natur erzählen unterschiedliche Geschichten – je nachdem aus welchem Blinkwinkel man auf sie schaut. Mit gleich drei Textangeboten pro Objekt wollten die Kurator:innen Multiperspektivität ermöglichen, aber auch infrage stellen, dass es einen neutralen musealen Blick auf Exponate geben kann. Zusätzlich entschieden sie sich für einen bildlichen Blick, sodass neben den drei Texten jeweils auch eine Illustration geboten wird. Diese können sich die Besucher*innen als Postkarte mit nachhause nehmen.

Ebenso wie die Forschung in wissenschaftlichen Laboren ist auch das Ausstellen im Humboldt Labor ein Prozess. Deshalb hat sich die Auftaktausstellung seit ihrer Eröffnung verändert. Und zwar mithilfe von universitären und nicht-universitären Expert:innen, die eingeladen wurden, ihre Themen und Perspektiven auf die Dinge in der Ausstellung einzubringen und eigene Texte zu verfassen.

© Humboldt-Universität zu Berlin / Grafik, Foto: Julia Neller

Faltpläne mit Themenspuren in der Ausstellung Nach der Natur

Entstanden sind vier Textspuren, die es Besucher:innen ermöglichen, die Ausstellung mit den Augen der jeweiligen Expert:innen zu erkunden und eigene Verknüpfungen zwischen den Objekten herzustellen. Eine pinke Spur etwa ist gemeinsam mit den CRITICAL YOUNG FRIENDS des Jugend Museums entstanden. Sie nimmt eine machtkritische Perspektive ein. Der größte Unterschied zu den bisherigen Objektschildern ist laut Jan Hagen, einem der Critical Young Friends, „dass wir aktuelle Bezüge zur Weltpolitik reinbringen oder Fragen zum Kolonialismus stellen. Denn der Sinn unserer Arbeit ist, machtkritisch zu hinterfragen. Wir betrachten das Machtgefälle zwischen dem globalen Norden und dem globalen Süden und fragen: Wie sind die Verhältnisse, warum sind sie so – und sollten sie so sein?“

Unter dem Motto „Denk nach(haltig)!“ haben Studierende der Humboldt-Universität einen grünen Faden durch die Ausstellung gespannt. Ein Semester lang haben sie sich im Seminarraum hinter den Ausstellungsräumen mit Fragen der „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) befasst und eigene Objekttexte zum Thema Nachhaltigkeit verfasst. Die blaue Spur zum Thema „Das Geschlecht der Wissenschaft“ wurde von Doktorand:innen des Exzellenzclusters SCRIPTS entwickelt und befasst sich mit Fragen von Geschlecht, Ausgrenzung und Diskriminierung in den Wissenschaften.

© Humboldt-Universität zu Berlin / Grafik, Foto: Julia Neller

Archiv der ausgetauschten Objektschilder und Gästebuch

Dieser partizipative Gedanke schließt auch die Besucher:innen selbst ein: Im hinteren Bereich der Ausstellung können diese sich etwa durch ein Archiv der ausgetauschten Objektschilder blättern und so den Prozess der Weiterentwicklung nachvollziehen. Ein Gästebuch ermöglicht es ihnen, Kommentare zu hinterlassen. An einem Leuchttisch mit transparenten Grundrissplänen der Ausstellung können Besucher*innen ihre eigenen Wege durch die Ausstellung und thematische Verbindungslinien zwischen den Objekten einzeichnen. So entsteht mit der Zeit ein immer dichteres Netz an Verknüpfungen und Beziehungen. Nach der Natur sind schließlich viele Ausstellungen in einer – je nachdem, wie man sich durch den Raum bewegt und welchen Blick man auf die Dinge wirft.

© Humboldt-Universität zu Berlin / Grafik: Julia Neller / Foto: Johanna Stapelfeldt

Verschiedene Themenspuren auf transparenten Grundrissen