Postkoloniale Recherche: Eine im Lautarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin gespeicherte Tonaufnahme von Bayume Mohamed Husen ermöglicht einen Blick auf die kolonialen Verflechtungen der Berliner Stadt- und Universitätsgeschichte.
Wer spricht hier? Was wurde vorgelesen und warum? Wie ist die kulturelle Bedeutung des Gesagten zu bewerten? Und was lässt sich anhand der Stimme über den Sprecher aussagen? Diesen und weiteren Fragen widmet sich meine Forschung zu kolonialen Präsenzen im Berliner LAUTARCHIV. Das Schallarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) enthält umfangreiche Sammlungen von Schellackplatten, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts zu wissenschaftlichen Zwecken aufgezeichnet wurden. Die Aufnahme von Bayume Mohamed Husen zählt zu den Archivbeständen akustischer Zeugnisse von kolonialisierten Subjekten. Um sich dieser spezifischen Quelle zu nähern, organisierte ich gemeinsam mit der Sozial- und Kulturanthropologin Jasmin Mahazi einen Hörworkshop am Institut für Europäische Ethnologie der HU. Eingeladen waren Swahili-Sprecher:innen, sich über die Tonaufnahme und das Gehörte auszutauschen. Durch das Zusammenführen von verschiedenen Expertisen, Perspektiven und Höreindrücken beabsichtigte das Workshopformat die kollektive und ergebnisoffene Auseinandersetzung mit dem historischen Material.