Auftaktausstellung: Nach der Natur
Die globalen Umweltveränderungen bedrohen nicht nur unsere Existenzgrundlagen, sie verändern auch die politischen und sozialen Strukturen von Gesellschaften. Die Auftaktausstellung des Humboldt Labors im Humboldt Forum „Nach der Natur“ befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und Biodiversitätsverlust sowie den weltweiten Krisen demokratischer Ordnungsprinzipien. Der Titel der Ausstellung bezieht sich gleichermaßen auf die Zerstörung von Arten und Ökosystemen wie auf den Gedanken des „von der Natur Lernens“. Als moderne Wunderkammer versammelt die Ausstellung Forschungsansätze zu diesen aktuellen Fragestellungen und setzt sie in Beziehung zu Positionen aus der Geschichte der Wissenschaften.
Die Ausstellung gibt Einblick in unterschiedliche Bereiche universitären Arbeitens: von der Forschung interdisziplinär und universitätsübergreifend arbeitender Exzellenzcluster bis zu studentischen Projekten einzelner Institute, von Objekten aus Sammlungen bis zu Universitätsarchiven. Im Rahmen laufender werden Inhalte in enger Kooperation mit Forscher:innen der Berliner Wissenschaftslandschaft kontinuierlich aktualisiert und adaptiert. Damit versinnbildlicht die Ausstellung den Prozess des Forschens, in dem sich Erkenntnisse immer wieder ändern und durch neue Fragestellungen erweitert werden. Die Besucher:innen erleben so immer wieder eine neue Ausstellung und können aktiv an Forschungsprozessen teilhaben.

Schwarmintelligenz und Biodiversität: Der interaktive Fischschwarm
Die Besucher:innen betreten die Ausstellung durch die interaktive Projektion eines Fischschwarms. Der Schwarm reagiert auf Bewegungen, weicht vor dem Publikum zurück und formiert sich neu.
Die Projektion verweist gleichermaßen auf die Empfindlichkeit und Bedrohung von Ökosystemen und Artenvielfalt wie auf die Forschungsansätze der sieben Berliner Exzellenzcluster
Anhand des Schwarms stellen diese interdisziplinären und universitätsübergreifenden Forschungsverbünde ihre Arbeit vor: Sie denken und forschen im Kollektiv. Denn die globalen Herausforderungen unserer Gegenwart lassen sich nur im Zusammenspiel von Fächern und Institutionen lösen.

Die Forschungswand: Wissenschaft als Dialog
Über die ganze Länge des Hauptsaals zeigt eine Projektionswand anhand aktueller Forschung die enge Verbindung zwischen gesellschaftlichen Krisen und der Krise der Natur. Wissenschaftler:innen aus zwei Forschungsverbünden treten in einen virtuellen Dialog: Der Exzellenzcluster „Contestations of the Liberal Script“ (SCRIPTS) erforscht Auseinandersetzungen um das liberale Gesellschaftsmodell im Zusammenhang mit dessen eigenen Widersprüchlichkeiten und dem Erstarken antiliberaler Ordnungsmodelle. Das „Integrative Forschungsinstitut zu Transformationen von Mensch-Umwelt-Systemen“ (IRI THESys) arbeitet zu globaler Nachhaltigkeit angesichts von Umweltzerstörung, Artensterben und Klimawandel. Auf Twitter kann sich das Publikum an der Diskussion beteiligen.

Forschungsobjekte: Die moderne Wunderkammer
Im Hauptsaal des Humboldt Labors hängen Objekte aus verschiedenen Lehr- und Forschungskontexten in beweglichen Vitrinen von der Decke. Die Inszenierung knüpft an die Geschichte der Universitätssammlungen der Humboldt-Universität zu Berlin an, die im Kern auf die Wunderkammer im Berliner Schloss zurückgeht. Zum Prinzip der historischen Kunst- und Wunderkammern gehörte das Staunen und assoziative Verknüpfen unterschiedlicher Dinge. Statt feststehender Positionen schafft die flexible Vitrinen-Anordnung im Humboldt Labor immer wieder neue, sich wandelnde Verknüpfungen zwischen den Objekten. Vielstimmige Geschichten zeigen, wie sich die Dinge und das mit ihnen verbundene Wissen je nach Blickwinkel verändern.

Drei Archive im wechselseitigen Blick
Auf die Präsentation einzelner Forschungsobjekte folgt eine vertiefende Auseinandersetzung mit zusammenhängenden Objektkonvoluten und ihren Entstehungskontexten. Zur wechselseitigen Erhellung werden drei Archive der Humboldt-Universität zu Berlin einander gegenübergestellt: das Janheinz Jahn-Archiv mit Dokumenten zur neoafrikanischen Literatur, das Lautarchiv mit Sprachaufnahmen von Kriegsgefangenen der beiden Weltkriege und mit historischen deutschen Dialektaufnahmen sowie das Hahne-Niehoff-Archiv mit historischen volkskundlichen Fotografien. Die Gegenüberstellung zeigt unterschiedliche Repräsentationen des „Eigenen“ und des „Anderen“ sowie die gesellschaftlichen und politischen Zusammenhänge wissenschaftlichen Sammelns.

Programm und Veranstaltungen
Im Humboldt Labor finden regelmäßig Führungen und Veranstaltungen statt. Informieren Sie sich über das aktuelle Programm auf der Webseite des Humboldt Forums.
Datum: | 06. Mai 2021 |
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